Einen Monat nach dem Start sind Politik und Entwickler zufrieden mit der Corona-Warn-App. Doch es gibt auch Kritik: Immer wieder gebe es grundlose Fehlermeldungen, noch immer seien zu wenig Labore angeschlossen.
Von Birthe Sönnichsen, ARD-Hauptstadtstudio
Es ist schwierig Bilanz zu ziehen. Zumindest, wenn man sie mit Zahlen unterfüttern will. 15,8 Millionen Downloads hat das Robert Koch-Institut für die App gezählt. Zumindest das lässt sich beziffern. Auf wie vielen Geräten die App geblieben ist und wie viele Menschen sie nutzen, ist hingegen unklar.
Trotzdem sorgen die Download-Zahlen bei App-Entwickler Peter Lorenz für Freude. "Wir waren der erfolgreichste Launch im deutschen App-Store, den es jemals gegeben hat." Es wird auch keine genaue Statistik geben können, wie viele Nutzerinnen und Nutzer durch die App vor einer möglichen Infektion gewarnt wurden. Das liegt an den hohen Datenschutzstandards.
CCC sieht Nachbesserungsbedarf
Auch die Bundesregierung hat nur Anhaltspunkte, wie die App genutzt wird. Deswegen kann auch Gesundheitsminister Jens Spahn nur schätzen: "Da werden in jedem Fall einige Tausend BürgerInnen informiert worden sein, über die App, dass es einen Risikokontakt gegeben hat." Die App funktioniert. Große Fehler und Sicherheitslücken sind bislang nicht bekannt geworden.
Aber sie hat Kinderkrankheiten: "Keine Software war jemals bei der Veröffentlichung perfekt", sagt Linus Neumann vom Chaos Computer Club (CCC). "Aber es muss dann eben auch nachgebessert werden. Und ein Monat ist eine großzügige Zeit und diese Fehlermeldungen nerven die Leute, verwundern sie und gehören einfach nicht dorthin." Einige Fehlermeldungen tauchen immer wieder auf, obwohl die App funktioniert. Das verunsichert Nutzerinnen und Nutzer.
Auch Google und Apple sind gefragt
Aber nicht alle Fehler können von den App-Entwicklern selbst behoben werden. Einige liegen auch an der Schnittstelle zum Betriebssystem des Handys. Dafür sind Google und Apple verantwortlich.
App-Entwickler Peter Lorenz von der Telekom hat Verständnis dafür, dass es dort etwas länger dauert bis ein Update fertig ist. "Aufgrund der großen Reichweite von ein paar Milliarden Geräten, die im Markt sind weltweit. Weil die Veränderungen werden weltweit ausgerollt. Da muss der Betriebssystemhersteller achtgeben, dass er die Veränderungen hoch robust und solide durchführt."
"Antike IT-Landschaft in Laboren und Ämtern"
Ein zentraler Kritikpunkt des Chaos Computer Clubs hat nur indirekt mit der App selbst zu tun. Neumann bemängelt, dass die Testlabore nur langsam digital angeschlossen werden. "Der Ausbau hakt an der antiken IT-Landschaft in den Laboren und in den Gesundheitsämtern." Eigentlich sollten Labore die Testergebnisse auch über die App an die Nutzer übermitteln können. Dadurch könnte wertvolle Zeit gewonnen werden, um Kontakte schneller vor einer möglichen Infektion zu warnen.
"Das hätte zum Start schon fertig sein sollen und ist es bis heute nicht. Das einem Monat immer noch größere Teile der Labore nicht angebunden sind, konterkariert den gesamten Zweck der App." Rund 100 Testlabore sind bislang digital angeschlossen.
Das Gesundheitswesen könnte digitaler werden
Für Lorenz ist der technische Anteil dabei das kleinste Problem. Es hängen viele weitere Aufgaben damit zusammen. "Sie müssen zum Beispiel dafür sorgen, dass sie als Patient einen Flyer vom Arzt bekommen, der muss aber einen QR-Code haben und eine Dateneinverständniserklärung. Also sorgen wir gerade dafür, dass 130.000 Ärzte in Deutschland den Ausdruck kriegen."
In den nächsten Wochen soll auch die Laboranbindung - mit allem was dazugehört - komplett abgeschlossen sein. Dann ließe sich bilanzieren, dass das Gesundheitssystem in Deutschland ein ganzes Stück digitaler geworden ist.
July 16, 2020 at 07:57AM
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Ein Monat Corona-Warn-App: Die Kinderkrankheiten sind noch da - tagesschau.de
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